Entstanden ist dabei nicht nur ein umfangreicher Wissensaustausch, sondern auch ganz praktische Dinge wie ein „Ohrensessel mit Terminbuchung“, ein „digitaler Opernbesuch“ oder auch ein virtueller Rundgang Geriatrie.
Digitale Kommunikation hat auch in der Pflege rasant an Bedeutung gewonnen
Projektkoordinator Jochen Laible und CKU-Geschäftsführer Dr. Dietmar Herberhold stellten jetzt gemeinsam mit den weiteren Projektteilnehmern die „Zukunft Geriatrie“ im FamilienForum Katharina in Unna vor. Dort, wo sonst die Jüngsten bei Baby-Yoga im Mittelpunkt stehen, trafen sich Vertreter aus verschiedenen geriatrischen Einrichtungen im Kreis Unna und darüber hinaus. Ende 2019 waren sie mit ihrem Auftrag – gefördert mit Mitteln des Landes NRW und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung – gestartet: die digitale Vernetzung von Fachkräften im Gesundheitswesen. Dann kam die Pandemie und die digitale Zusammenarbeit gewann rasant an Bedeutung. „Gelitten hat darunter sicherlich die gelebte Vernetzung, wie gegenseitige Hospitationen“, sagt Jochen Laible, „doch dafür hat die digitale Kommunikation auch in der Pflege deutlich zugenommen.“
Praktische Hilfen für Patient:innen und Fachkräfte
Die Projektergebnisse wurden dem Fachpublikum im Rahmen eines „Marktes der Möglichkeiten“ im FamilienForum Katharina näher gebracht. Im Austausch mit den Projektentwicklern konnten die Besucherinnen und Besucher direkt überlegen, ob das ein oder andere auch in ihrem Unternehmen zum Einsatz kommen könnte. Ein Beispiel ist etwa der „Ohrensessel mit Terminbuchung“. Da besonders am Anfang der Pandemie Patienten in Krankenhäusern und Bewohner in Wohn- und Pflegeheimen keinen Besuch empfangen durften, nahm der Kontakt zu Angehörigen mit Smartphone und Tablet zu. Doch den alten Menschen fällt die Bedienung der digitalen Geräte häufig schwer oder sie können sie aufgrund körperlicher Einschränkungen nicht gut halten. Der besondere Ohrensessel macht’s hingegen möglich: Er verfügt über eine Befestigung für ein Tablet, es muss den Patienten kein Gerät mehr umständlich hingehalten werden und die Senioren sitzen bequem und können sich mit ihrer Familie oder Freunden in aller Ruhe und in privater Atmosphäre austauschen.
Weitere Projektergebnisse sind unter anderem ein digitaler Opernbesuch, der den Patienten in der Geriatrie jetzt zur Verfügung gestellt werden kann – Mozarts „Zauberflöte“, aufgeführt vom Opernhaus Dortmund – und ein virtueller Rundgang in 2D und 3D durch die geriatrische Abteilung des Christlichen Klinikums Unna und des Mariannen-Hospitals Werl.
Film der SRH Hochschule informiert Patient:innen über Altersmedizin
Was macht überhaupt die Geriatrie und welche Patient:innen sind dafür geeignet? Diese und andere Fragen rund um die Altersmedizin hat das Projektteam in einem kurzen und informativen Film beantwortet, gedreht von der SRH Hochschule Nordrhein-Westfalen in Hamm. Sie ist eine von vier weiteren Organisationen, die die geriatrischen „Praktiker“ in den vergangenen drei Jahren begleitet und unterstützt haben. Die Frauen und Männer aus der Praxis setzen sich weitgehend aus den Mitgliedern des Geriatrieverbundes Kreis Unna zusammen: Neben den konfessionellen Krankenhäusern im Kreis Unna und der LWL-Klinik Dortmund sind dies der Schmallenbach-Verbund, die Arbeiterwohlfahrt Ruhr-Lippe-Ems und der Kreis Unna.
Geriatrieverbund Kreis Unna geht bald ins zehnte Jahr
Vernetzung und Austausch stehen auch weiterhin im Geriatrieverbund Kreis Unna, der bald sein zehnjähriges Bestehen feiert, auf der Agenda. Die in den drei Projekt-Jahren zahlreich entstandenen Kontakte sollen nun ausgebaut werden. Und es besteht für die Fachkräfte aus der Altersmedizin die Möglichkeit, in einer anderen Einrichtung zu hospitieren und so zu schauen, wie es denn bei „den anderen“ läuft. Ziel der gemeinsamen Anstrengungen ist auch weiterhin, so Verbund-Sprecher Dr. Dietmar Herberhold, die wohnortnahe Versorgung älterer Menschen fortzuentwickeln – sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich.