
Innovation aus Fettstammzellen plus Kaltplasma wird im Marienkrankenhaus Soest und im Mariannen-Hospital Werl eingesetzt
Wunden, die über Wochen, Monate und manchmal sogar über Jahre nicht mehr heilen, sind für die Betroffenen eine nicht enden wollende Odyssee. Auf diese Problemfälle hat sich im Soester Marienkrankenhaus der Chefarzt der Klinik für Plastische, Ästhetische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie spezialisiert. Dr. Denis Simunec, kombiniert verschiedene hochmoderne Therapietechniken – dazu gehören die Fettstammzelltherapie und neuerdings zusätzlich dazu der Einsatz von so genanntem Kaltplasma. Diese kombinierte (multimodale) Therapie bietet ganz neue Chancen, weil Wunden verschlossen werden können, wo es vorher nicht möglich war.
Kombination innovativer Therapietechniken
Chefarzt Dr. Denis Simunec hat die Erfahrung gemacht, dass es nicht die eine einzigartige Methode ist, die den Heilungsprozess bei chronischen Wunden positiv beeinflussen kann. Vielmehr ist es die Summe aus unterschiedlichen innovativen Ansätzen. „Das Zusammenwirken verschiedener Therapietechniken hat synergistische Effekte und damit auch bessere Ergebnisse“, sagt Dr. Denis Simunec.
Ziel: Vermeidung größerer Operationen
Einer der modernen Bausteine im Gesamtkonzept des Wundmanagements ist bereits seit längerem, Fettstammzellen in chronische Wunden einzubringen. Neuerdings verwendet der Chefarzt in Kombination dazu so genanntes „Kaltplasma“, das mit einer Art Druckstift kontaktlos an die Wunde gehalten wird. Selbst bei schweren Wunden, die mit bisherigen Behandlungsverfahren als „austherapiert“ galten, bietet die multimodale Therapie mit Fettstammzellen plus Kaltplasma neue Chancen. Das bedeutet in vielen Fällen, dass eine größere Operation vermieden werden kann.
Wo bisher entzündetes Gewebe großflächig – häufig bis zum Knochen – abgetragen werden und dann sehr aufwändig plastisch-chirurgisch rekonstruiert werden musste, gibt es nun für viele Patient*innen eine schonendere Lösung: Die Wunde kann auf minimalinvasivem Weg mit einem „einfachen“ Hauttransplantat verschlossen werden. Das Besondere daran: Normalerweise würde die transplantierte Haut nicht auf einem freiliegenden Knochen anwachsen. Durch das Einbringen von Fettstammzellen und Eigenfett in Kombination mit Kaltplasma kann dieses jedoch gelingen. Das Anwachsen der Hautlappenplastik auf diese neue Weise fördern zu können, ist medizinische gesehen das eigentlich Revolutionäre. „Tatsächlich trotzen wir hier der üblichen medizinischen Vorgehensweise und zeigen, dass es auch anders – schonender - gehen kann“, so Dr. Simunec. Er bietet mit seinem Team dieses Verfahren im Marienkrankenhaus Soest und neuerdings auch im Mariannen-Hospital Werl an, das ebenfalls zum Hospitalverbund gehört.
Einsatz bei vielen Arten von chronischen Wunden
Bei unterschiedlichsten Arten von Wunden kann die multimodale Behandlung mit Fettstammzellen plus Kaltplasma in Erwägung gezogen werden. In Betracht kommen zum Beispiel Wundheilungsstörungen, Verbrennungen, Steißbeinfistel (postoperativ), Hauterkrankungen wie Akne und Chronischen Wunden bei Diabetischem Fußsyndrom und Geschwüre.
Hintergrund zu Kaltplasma: Physikalische Kräfte stecken hinter dem Wirkprinzip
- Das Wirkprinzip unterscheidet sich deutlich von herkömmlichen Behandlungsformen (zum Beispiel mit Medikamenten, Salben und Verbänden). Es sind physikalische Prozesse, die sich zunutze gemacht werden, um entzündeten Wunden entgegenzuwirken oder Wunden nach Operationen schneller heilen zu lassen.
- Durch Energiezufuhr in Form von Wärme kann ein Feststoff in eine Flüssigkeit und weiter in ein Gas überführt werden. Führt man dem Gas – in diesem Fall Argon – weiterhin Energie zu, entsteht ein sogenanntes Kaltplasma.
- Die im Kaltplasma enthaltenen geladenen, angeregten Teilchen, reaktiven Spezies, UV-Strahlen, elektromagnetischen Felder und Wärme werden mit dem Ziel eingesetzt, die schädlichen Keimen, Pilzen und Viren in Wunden entgegenwirken.
- Den physikalischen Kaltplasma-Prozessen wird die Eigenschaft zugesprochen, das gesunde Gewebewachstum anzuregen.
- Mit einem kleinen Gerät, das aussieht wie ein Stift, kann das Plasma in die Wunde gespritzt werden, ohne dass die Wunde dabei berührt werden muss.